Telekom-Hochhaus und Kesselbrink
In Bielefeld fällt schnell auf, dass es wenige freie Flächen, geschweige denn größere Plätze gibt. Waren je welche vorhanden, so wurde dort gebaut (wie zuletzt an der Welle in der Altstadt). Um so mehr erstaunt es, dass sich in der östlichen Innenstadt ein ca. 1 ha großer Platz, der Kesselbrink, präsentiert. Wie kann das sei
n?
Als Bielefeld noch aus Alt- und Neustadt bestand, lag der Kesselbrink in der Feldmark
1) vor den Toren der Stadt und diente als Viehweide. Er befand sich im Gemeinbesitz der Bürgerschaft, die verpflichtet war jeweils ein Großvieh zu halten, um Dung für den Gemüseanbau zu gewinnen. So kam die Weide zu dem Namen 'Köttelbrink', von dem sich der heutige Name ableitet.

1666 wurde auf dem Kesselbrink eine Heilquelle entdeckt, die sich zu nicht geringer Bedeutung entwickelte, jedoch bald versiegte.
1713 wurde Bielefeld Garnisonsstadt und der Kesselbrink Exerzierplatz; er blieb im Eigentum der Bürgerschaft.
Durch die Entwicklung Bielefelds zur Industriestadt im 19. Jahrhundert und der damit einhergehenden Bevölkerungsentwicklung und Besiedlung lag der Kesselbrink bald im Zentrum der Stadt. 1848 wurde die erste Bielefelder Turnhalle an der Ecke Heeper Straße errichtet. Die Benennung der Turnerstraße gründet daher. Gasthäuser und Einzelhändler siedelten sich um den Platz an, der nun als 'Multifunktionsplatz' z. B. für Kirmes und Zirkus diente.
Anfang des 20. Jahrhunderts wurde der Kesselbrink zu einer Grünanlage umgestaltet, sein Zentrum blieb der Multifunktionsplatz. Wegen der Rezession der 20er Jahre wurde ein umfassender Bebauungsplan mit gemeinnützigen Einrichtungen nicht realisiert. Statt dessen wurde im Rahmen der Notstandsarbeiten (vergleichbar mit ABM) eine parkähnliche, neo-barocke Platzanlage gestaltet.
Die Nationalsozialisten nutzten den Platz als Parade- und Kundgebungsfläche. 1941 und 1942 sammelten sie in der Kyffhäuser-Gaststätte die Menschen aus den zu deportierenden Bevölkerungsschichten und Glaubensgruppen. Am Bahnhofsplatz erinnern Gedenktafeln an jeden namentlich - viele von ihnen wurden mit der Reichsbahn in das
Ghetto von Riga deportiert.
Bis zur Einrichtung als Großparkplatz und Busbahnhof in den 1960er Jahren blieb der Kesselbrink unbefestigt und diente nach dem Krieg als Zentrum für Schaustelleraktivitäten und Volksfeste. Dann wurde auch die seinerzeit größte Tiefgarage des Bundeslandes - unter dem Kesselbrink - zu bauen begonnen.
1974 wurde das 18-geschossige Fernmeldehochhaus, später Telekom-Hochhaus, fertiggestellt.
Inzwischen wird weniger (Linien-)Bus gefahren und der Busbahnhof findet sich nun, nach einer längerjährigen Interimszeit vor dem Hauptbahnhof, aus verkehrstechnischen Gründen am Bahnhof in Brackwede. Der Wochenmarkt hat seit dem planmäßigen Umbau des alten Geländes inzwischen seinen festen Platz auf dem Kesselbrink, weil die Markthändler nicht wieder zurück wollten. Und die Skater haben ihren Teil des Kesselbrinks erobert - mit Halfpipe und ähnlichem Gerät. Eine Kirmes konnte sich nur für einige Jahre im Sommer wieder etablieren. Dann begann im Rahmen eines großen Verkehrs- und Stadtentwicklungsprojektes ein millionenschwerer Umbau des Kesselbrinks mit weitgehend geänderter Nutzung. Heute teilen sich Skater, Markthändler und Drogenszene den Platz am Rande der Innenstadt.
Letztere befindet sich in stetem Wachstum und sorgt auf dem Platz zunehmend für Gewalttaten gegen die Bevölkerung, wie auch gegen die Polizei. Über weitgehende Duldung deutlich hinausgehend terrorisiert wie allerorten Linksgrün ("Toleranz"-Ideologie), hier mit Ratsmehrheit: sie unterstützte die letztlich dann doch mal verurteilten Verbrecher.
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